Interview mit Uwe Huber zur neuen IIoT-Plattform von KEB Automation
Mit NOA – Next Open Automation – hat KEB eine neue IIoT- und Edge-Plattform entwickelt, mit deren Hilfe sich Anlagen- und Maschinenbauer und Betreiber ihre generierten Daten zu Nutze machen können. Containerbasierte Apps lassen sich im Handumdrehen in NOA integrieren. Der Start der IIoT-Komplettlösung ist für 2024 geplant, doch bereits jetzt gibt Uwe Huber, Leiter HMI und IIoT bei KEB, im Interview detaillierte Einblicke in die Funktionsweise von NOA und spricht über den Nutzen, die die Plattform im Alltag der Anwender bietet.
Warum wurde das Portfolio von KEB um eine IIoT-Lösung wie NOA erweitert?
Uwe Huber: Das Ziel von IIoT ist die Verbesserung von industriellen Prozessen, in dem man sich Daten zunutze macht, die zum Beispiel über intelligente Sensoren und Aktoren gewonnen werden. Deshalb haben wir uns bei KEB überlegt, wie wir in diesem Zuge Mehrwerte schaffen können und die Effizienz durch smarte Datennutzung steigern. Zum Beispiel generieren die Drive Controller im Betrieb zahlreiche Daten und mit entsprechenden Apps können Anwender solche Daten sammeln, speichern, visualisieren, analysieren und transportieren, um basierend auf diesen Daten Prozesse zu verbessern und Probleme frühzeitig erkennen. Die dafür notwendigen Apps brauchen eine „Heimat“, nämlich NOA. Und diese Plattform stellen wir auch unseren Kunden als offene Automatisierungsplattform zur Verfügung.
Wie lässt sich die Struktur der Plattform beschreiben?
NOA setzt sich aus zwei Hauptbausteinen zusammen. Wir haben eine Edge-Seite, auf der die Infrastruktur angeboten wird, um Apps auf der Edge zu installieren, betreiben und zu aktualisieren. Zudem haben wir auf der anderen Seite eine optionale Cloud-Plattform, über die die Edge-Seite zentral verwaltet werden kann und Daten visualisiert und analysiert werden können. Zentral für NOA ist NOA Core auf der Edge. Dieser Kern ist die Basis für die serviceorientierte, offene Architektur auf der Edge. Das App-Management stellt die Funktionen für die Installation und für Updates der allgemeinen Services auf der Edge zur Verfügung. Die Kommunikations- und Datenschicht ermöglichen es einzelnen Apps, untereinander aber unabhängig voneinander zu kommunizieren. Optional kann die Edge mit der Cloudplattform verbunden werden um Informationen in die Cloud zu liefern, zentral verwaltet werden zu können oder auch eine Remote Service Unterstützung anbieten zu können.
Welche Hardware brauchen Anwender, um NOA nutzen zu können?
Die neue Embedded Steuerung C6 Compact 3 von KEB ist ein Beispiel für eine Hardware, auf der NOA laufen kann. Dabei handelt es sich um eine kostengünstige Steuerung zur Automatisierung von Anwendungen mit geringer bis mittlerer Komplexität, deren Steuerungskonzept auf dem Linux-Betriebssystem basiert. Grundsätzlich setzt NOA Linux und Docker voraus. Die Hardware kann von KEB kommen, muss aber nicht.
Das klingt nach einem sehr offenen Ansatz…
Richtig, die Offenheit der Plattform ist eines der Hauptmerkmale von NOA und markiert einen deutlichen Unterschied zu anderen Lösungen. Schon im Namen von NOA – Next Open Automation – wird genau dieser Ansatz hervorgehoben. Offenheit bedeutet konkret, dass NOA an fast jeder Stelle durch den Kunden erweitert werden kann, oder auch nur bestimmte Teile von NOA genutzt werden können. Ganz den individuellen Anforderungen entsprechend. Wie erwähnt, lässt sich NOA auch auf Hardware von Drittanbietern installieren, was dem Kunden maximale Freiheit verschafft. Neben der Hardwareunabhängigkeit können Anwender eigene Apps ins System einbringen und da NOA selbst eine serviceorientierte Architektur hat, lassen sich eigene Services durch den Kunden einfach in die Plattform einbringen. Diese Punkte waren uns in der Entwicklung wichtig. Denn es ist heute wichtiger denn je, dass wir uns mit Produkten und Lösungen bestmöglich in ein heterogenes Umfeld integrieren lassen.
Lernen Sie Ihre Maschinen neu kennen: Wollen Sie Ausfallzeiten reduzieren oder am besten ganz vermeiden und dabei Kosten sparen? Mit NOA reduzieren Sie den Entwicklungsaufwand und die Abhängigkeit von einem Produkt. Daraus ergeben sich mehr Möglichkeiten, um flexibel eigene Funktionen in die Systeme zu integrieren. Genau hier setzt die neue, serviceorientierte Plattform von KEB an:
Really Open. Truly Flexible. Future Proof.
Wie genau lassen sich eigene Services in NOA integrieren?
Das funktioniert durch die Edge-Plattform, die auf Linux und Container basiert. Damit können Kunden ihre eigenen Container und eigene Logiken ganz einfach in NOA einbringen. Entweder werden diese direkt in das System geladen oder der Kunde stellt die Apps über die Cloud zentral zur Verfügung. Der Datenbus basiert auf einer Open Source Message Broker Lösung auf die sehr einfach mit beliebigen Programmiersprachen zugegriffen werden kann. Damit können Kunden, wenn sie eigene Logiken entwickelt haben, die Programmumgebung an das jeweilige Know-how anpassen und die Anforderungen anpassen.
Um was für Apps handelt es sich, die sich in NOA installieren lassen?
Die Apps kann man den Gruppen Connectivity, Storage, Visualization und Analysis zuordnen. Wir bieten beispielsweise Analyse Apps die auf Basis von KI-Methoden zum Beispiel Vibrationen von Motoren analysieren oder Überwachungsfunktionen übernehmen. Um Daten zu erreichen, bieten wir Kommunikationsbausteine , mit denen sich Verbindungen zu unterschiedlichen Kommunikationsschnittstellen herstellen lassen. Eine wichtige App, die im Übrigen nicht auf NOA beschränkt ist, sondern sich auch nativ auf Linux oder Windows installieren lässt, ist HELIO. Das ist unser innovatives Visualisierungssystem für industrielle Anwendungen. Mit HELIO können unsere Kunden webbasierte HMI oder SCADA Anwendungen einfach und schnell erstellen – und das alles ohne Programmierkenntnisse. Ein weiterer Vorteil ist die flexible Darstellung auf verschiedenen Zielgeräten.